23.11.2021
In der Woche vom 18. - 24. November 2021 wird in der World Antimicrobial Awareness Week auch dieses Jahr wieder auf die zunehmende Gefahr der Antibiotikaresistenzen aufmerksam gemacht [1]. Antibiotikaresistenzen stellen ein weltweit immer größer werdendes Problem dar und gehören nach der WHO zu den TOP 5 Global Health Issues der Welt. Ein Problem, das sich bei bakteriellen Infektionen zusehends verschärft, da eingesetzte Medikamente zum Teil nicht mehr wirksam sind.
Durch Antibiotikaresistenzen, die ein weltweit immer größer werdendes Problem darstellen, können Infektionen, die durch bestimmte multiresistente Keime ausgelöst werden, mittlerweile nicht mehr therapiert werden. Das heißt, das eingesetzte Medikament wirkt einfach nicht mehr. Daher gilt mehr denn je: Infektionen präventiv zu vermeiden, statt im Nachhinein zu behandeln.
Die World Antimicrobial Awareness Week soll das Bewusstsein für die Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch Antibiotikaresistenzen schärfen und über die umsichtige Anwendung informieren.
Trotz der hohen Hygienestandards in den deutschen Krankenhäusern, zählen gerade Wundinfektionen nach Operationen zu den häufigsten nosokomialen Infektionen. Es ist wichtig zu verstehen, dass bestimmte Infektionen zwar in direktem Zusammenhang mit einer medizinischen Behandlung stehen, aber nicht zwingend ein Fehler im Krankenhaus passiert sein muss. Studien haben gezeigt, dass bei den postoperativen Wundinfektionen die Erreger meistens von der Hautflora des Patienten selbst stammen. Bei einer Operation können sie in das Wundgebiet eindringen und so Infektionen und damit verbundene Folgeoperationen, Schmerzen, Behinderungen oder Arbeitsunfähigkeit auslösen und schlimmstenfalls bis hin zum Tod führen.
Experten schätzen, dass bis zu 50% der Infektionen sind durch optimale Hygienemaßnahmen einfach zu verhindern wären [2]. Der Fokus liegt dabei auch auf der Patientenbeteiligung: Patienten können selbst präventive Maßnahmen vor einer OP ergreifen, um nachweislich das eigene Infektionsrisiko zu verringern, sowie eine zusätzliche Belastung für das Gesundheitssystem zu vermeiden.
Da die patienteneigene Hautflora als häufige Ursache für Infektionen nach Operationen erkannt wurde, setzt man international verstärkt auf präventive Maßnahmen, um diese Bakterien (v.a. Staphylokokken) zu reduzieren und damit das Risiko zu verringern. Mögliche „Problemkeime“ sollen also vor der OP effizient beseitigt werden. Die Patientendekontamination ist eine Kombination aus Ganzkörperwaschung und Anwendung eines Gels für den Nasenvorhof, die idealerweise bereits zu Hause begonnen wird und mittlerweile anerkannt ist. Die Verwendung von Produkten mit dem Inhaltsstoff Octenidin hat den zusätzlichen Vorteil, dass Bakterien keine Resistenzen gegen dieses Molekül entwickeln können.
Durch die Patientendekontamination kann eine Reduktion dieser Infektionen um etwa 50 Prozent erreicht werden [3]. Den Ursprung hatte diese Maßnahme in der Orthopädie und Herzchirurgie, wo man die schwerwiegenden Folgen von infizierten Prothesen und anderen implantierten Medizinprodukten verhindern wollte und auch konnte. Heute ist es wichtiger denn je, Infektionen durch geeignete Präventionsmaßnahmen zu vermeiden und dabei auch die Patienten mit einzubeziehen.
Quellen:
[1] https://www.who.int/campaigns/world-antimicrobial-awareness-week/2021
[2] Umscheid CA, Mitchell MD, Doshi JA, Agarwal R, Williams K, Brennan PJ. Estimating the proportion of healthcare-associated infections that are reasonably preventable and the related mortality and costs. Infect Control Hosp Epidemiol. 2011 Feb;32(2):101-14. doi: 10.1086/657912. PMID: 21460463.
[3] Bode LG, Kluytmans JA, Wertheim HF, Bogaers D, Vandenbroucke-Grauls CM, Roosendaal R, Troelstra A, Box AT, Voss A, van der Tweel I, van Belkum A, Verbrugh HA, Vos MC. Preventing surgical-site infections in nasal carriers of Staphylococcus aureus. N Engl J Med. 2010 Jan 7;362(1):9-17. doi: 10.1056/NEJMoa0808939. PMID: 20054045